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AutorenbildLaura Arndt

Quiet Quitting: Bedrohung oder Chance?


Gähnende Katze im Bett vor einem Tablet

Nach Angaben von dem Unternehmen Gallup sind 18 % der Arbeitnehmer:innen in den USA offen unzufrieden in ihrem Job. Denen gegenüber stehen nur 32 % engagiert Angestellte[1]. Dieser Trend ist nicht nur in den USA zu beobachten und wirft die Frage auf: Was ist mit dem Rest der Mitarbeitenden? Was ist mit denjenigen, die sich nicht voll engagieren oder offen unglücklich bei der Arbeit sind? Es gibt einen neuen Begriff für diese Personen, die derzeit mehr als 50 % der Arbeitnehmer:innen in den USA ausmachen: Quiet Quitters.

 

Laut Definition sind Quiet Quitters Angestellte, die bei der Arbeit nicht (mehr) über sich hinauswachsen, sondern nur das tun, was sie gemäß ihrer Stellenbeschreibung tun müssen. Sie unterscheiden stark zwischen ihren Investitionen in ihre Arbeit und ihr Privatleben. In einer Zeit, in der engagierte Mitarbeiter:innen den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bedeuten, ist das für Unternehmen verheerend.


Was ist die Ursache für Quiet Quitting?

Die Ursache ist keine Überraschung: In den meisten Fällen lässt sich dies auf schlechtes Management zurückführen. Der Mangel an Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, Unklarheit von Erwartungen und eine Distanz zwischen Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen haben zur Folge, dass ihre Ziele nicht mit dem Auftrag und dem Ziel des Unternehmens übereinstimmen[2]. Quiet Quitters sind zwar vertraglich Teil des Unternehmens, gehören aber emotional nicht dazu.


Ein weiterer häufig genannter Grund für das Phänomen des Quiet Quittings ist, dass die Mitarbeitenden das Gefühl haben, von ihrem Unternehmen nicht gut behandelt worden zu sein. Insbesondere während und nach der Pandemie verstärkte sich dieser Eindruck vielerorts. Denn ungeachtet dessen, wie viel Engagement bis dato gezeigt und wie viel gute Arbeit geleistet wurde, wurden große Teile der Belegschaft entlassen oder unter Androhung von Kündigung ins Büro zurückbeordert - trotz Ansteckungsrisiko und veränderten Lebensrealitäten[3]. Dazu kamen motivationsdämpfende Faktoren, wie die fehlende Unterstützung, Rücksicht und Anbindung im Homeoffice, während Burnout und Stress in allen Berufen ein Allzeithoch erreichten[4]. Dieser Mangel an Fürsorge von Unternehmen und Führungskräften führte dazu, dass das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in ein Ungleichgewicht geriet, was wiederum zu einer Entfremdung von Arbeitnehmer:innen von ihrem Unternehmen führte.


Wie lässt sich das Phänomen der Quiet Quitters deuten?

Quiet Quitters können als Gradmesser dienen, um anzuzeigen, wie gut oder schlecht ein Unternehmen, sein Management und sein organisatorischer Zustand sind[5]. Gallup schlägt als wirksame Strategie vor, die Mitarbeiter:innen als Individuen kennenzulernen und ihre Lebenssituation, Erwartungen, Ziele und Stärken zu verstehen. Dies kann Sollbruchstellen in der Organisationsstruktur und -kultur aufdecken und zu gegenseitigem Verständnis führen. Dazu müssen Unternehmen ihre Mitarbeitenden in den Mittelpunkt und in das Zentrum ihrer Bemühungen stellen, und deren Sorgen und Bedürfnisse ernst nehmen.


Auch müssen Unternehmen verstehen und akzeptieren, dass sich in den letzten Jahren die Prioritäten im Leben für einige geändert haben und eine klare Abgrenzung von Arbeit und Privatleben für sie persönlich sinnvoll und gesund ist. Der Dienst nach Vorschrift ist in ihren Augen nun mal genau das: Eine Arbeitsleistung, wie sie vorgegeben ist.


Inwiefern kann Quiet Quitting auch eine Chance sein?

Quiet Quitters zeigen uns, dass Beziehungen immer wechselseitig sind. So wie Unternehmen ihren Mitarbeitern begegnen, so begegnen diese dem Unternehmen. Dem kann mit einer guten Employee Experience zuvor gekommen werden: Um langfristige Loyalität, Motivation und aktive Mitarbeit am Unternehmenserfolg zu fördern, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Unternehmen eine Kultur schaffen, in der die Anstrengungen der Mitarbeiter:innen wertgeschätzt werden und ihr Wohlbefinden priorisiert wird. Auch die Schaffung eines inspirierenden und motivierenden Arbeitsumfelds, in dem Mitarbeitende ihre Stärken, Ideen und Persönlichkeit einbringen können und dabei Selbstwirksamkeit erfahren, kann dem Quiet Quitting vorbeugen. Letztendlich lässt sich nur durch die Schaffung einer Kultur, die auf Gegenseitigkeit basiert, sicherstellen, dass Teams nicht nur Dienst nach Vorschrift leisten, sondern mit Leidenschaft und Hingabe zum gemeinsamen Erfolg beitragen.


Nun stellt sich nur noch die Fragen, ob Unternehmen mutig und reflektiert genug sind, um diese wichtige Herausforderung der Quiet Quitters anzunehmen und daran zu wachsen.


 

Foto von Kanashi auf Unsplash

[1] https://www.gallup.com/workplace/398306/quiet-quitting-real.aspx [2] https://hbr.org/2022/08/quiet-quitting-is-about-bad-bosses-not-bad-employees [3] https://www.entrepreneur.com/leadership/employers-should-fear-the-truth-behind-quiet-quitting/435347 [4] https://www.apa.org/monitor/2022/01/special-burnout-stress [5] https://www.haufe.de/personal/hr-management/das-wahre-definition-von-quiet-quitting_80_574924.html

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