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Die Illusion der Kontrolle - Vertrauen ist besser

Aktualisiert: 25. Sept. 2024


Eine Statue von hinten, welche die Faust geballt hat, steht vor einem großen Wolkenkratzer.
Von oben herab, übermächtig und undurchsichtig. So werden viele Entscheidungen aus Sicht der Angestellten vom Management getroffen.

Als ich kürzlich zufällig an einem Workshop zum Thema „Employee Experience“ für Führungskräfte teilnahm, kam eine Frage auf, die viele Unternehmer beschäftigt: Wie schaffe ich Engagement und Partizipation in meiner Organisation und wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Dabei ging es auch um das vermeintliche Fehlen einer übergreifenden Strategie für agile Arbeitsmethoden, langwierige Entscheidungsprozesse und wenig konstruktives Feedback von Stakeholdern und Mitarbeitern. Die Frage eines Teilnehmers ist mir jedoch besonders im Gedächtnis geblieben: „Wann sollten Mitarbeiter einbezogen werden, um zu verhindern, dass es keinen Shitstorm gibt?“


 

Informationen zurückhalten - immer ein Fehler

Als „anderes Ende der Unternehmenshierarchie“ stieß mich diese Frage vor den Kopf. Zugegebenermaßen hatte ich selbst keine weitreichenden Entscheidungen für Unternehmen zu treffen. Aber nach mehreren Jahren in unterschiedlichen Unternehmenskonstellationen und durch viele Einblicke in andere Unternehmensstrukturen kann ich eines mit Sicherheit sagen: Der Versuch, die Meinung der Belegschaft durch strategisches Zurückhalten von Informationen zu steuern, kann nicht erfolgreich sein. Ganz im Gegenteil: Er ist kontraproduktiv!


Ich habe erlebt, wie Führungskräfte Informationen zurückhielten, bis Entscheidungen über Personal, Strategie oder Technologie getroffen waren oder um polarisierende Entscheidungen und Fehler so lange vom Flurfunk fernzuhalten, bis sie sich nicht mehr verbergen ließen. Die Reaktionen der Belegschaft waren fast immer die gleichen: das Gefühl, getäuscht und übergangen zu werden, und ein starker Widerstand gegen das Vorgehen der Geschäftsleitung. Genau das, was durch das Zurückhalten von Informationen und Gift für ein positives Mitarbeitererlebnis verhindert werden sollte.


Wenn Erwachsene wie Kinder behandelt werden

Das Problem ist der Wunsch nach Kontrolle und die Angst, sie zu verlieren. Durch die Kontrolle des Informationsflusses wird versucht, ein positives Bild zu zeichnen und die Mitarbeiter bei Laune zu halten. Aber das suggeriert Folgendes: „Du bist nicht klug genug, um unsere Gründe zu verstehen, also sind wir an deiner Meinung nicht interessiert. Der Mangel an Informationen seitens des Managements führt dazu, dass Entscheidungsprozesse zu einer Blackbox werden, in der Entscheidungen nicht wirklich nachvollziehbar sind und daher von den Mitarbeitern nicht mitgetragen werden.


Erwachsene werden wie störende Kinder behandelt, deren Meinung weder hilfreich noch relevant ist. Abweichende Meinungen oder Kritik werden gleichzeitig als „Kampf gegen die Firma“ gesehen. Für Freunde des Transaktionsmodells von Eric Berne ist dies eine typische Kommunikation zwischen dem kritischen Elternteil (Management) und dem Kind (Mitarbeiter), das auf diese Kommunikation mit trotzigem, rebellischem Verhalten reagiert.


Intransparenz zerstört Vertrauen

Was nicht gesehen wird, ist, wie das mangelnde Vertrauen in die Mitarbeiter und die fehlende Integration dieser Mitarbeiter in die Unternehmensprozesse eine solche Misstrauenskultur schafft.


Dabei ist es gerade diese Misstrauenskultur, die Widerstand gegen das Management erzeugt. Die zugrundeliegende Angst der Führungskräfte vor einem negativen Backlash legt aber auch eine große Verantwortung auf ihre Schultern: Sie sollen als Nadelöhr aller Entscheidungen alles „richtig“ machen. Und zwar von Anfang an. Dabei ist es für sie manchmal unmöglich, sich vollständig in die Lage der Betroffenen zu versetzen oder gar den Überblick über alles im Unternehmen zu haben.


Um dieses Problem zu lösen, muss im Sinne der Agilität die Meinung der Betroffenen frühzeitig eingeholt werden. Das erfordert konkrete Kommunikationsprozesse und eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens und Respekts. Und auch den Mut, Kritik auszuhalten und Fehler einzugestehen. Dies allerdings, um "Shitstorms" und damit unzufriedene Mitarbeiter zu verhindern, nicht um die Meinung der Belegschaft zu kontrollieren. Denn das ist eine Illusion.


 

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