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Marius Messinger

„Ja, ist gut jetzt.“ Diskussionskultur, versteckte Ablenkungstaktiken und wie man destruktiver Kritik begegnet.


Zwei Eisbären in der Arktis. Der links Eisbär versucht den rechten Eisbär umzuschubsen, der auf dem Eis sitzt.

Vielleicht haben Sie auch schonmal den gleichen Fehler wie ich gemacht und in der aktuellen Diskussion rund um die Corona-Regelungen auf Social Media in die Kommentarspalte geschaut? Was können wir daraus über Kritik und Diskussionskultur lernen?


Gang und gäbe: Argumente durch Ablenkung aushebeln

Mir ist dabei aufgefallen, dass fundierte Argumente durch einen Hinweis auf ein mutmaßliches Fehlverhalten oder mutmaßliche Scheinheiligkeit des Autors des ursprünglichen Posts oft einfach ausgehebelt werden. Besonders im Gedächtnis geblieben, ist mir eine Nachfrage auf einen Post von unserem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der an Covid-19 erkrankt war und als ungläubig dargestellt wurde. Die Person, die den Kommentar verfasste, ging davon aus, dass Jens Spahn gar nicht erst erkranken dürfte, wenn die von ihm empfohlenen Corona-Maßnahmen doch wirksam seien.


Ablenkungstaktiken und Kritik in der Arbeitswelt

Taktiken, die darauf abzielen, den Gesprächspartner zu diskreditieren, wie das Einbringen von bedeutungslosen Fakten oder das Ablenken auf andere Themen, finden sich nicht nur im öffentlichen Diskurs, sondern auch in den Unternehmen, in denen wir arbeiten.


Ein Beispiel: Eine mit viel Grips und Herzblut vorbereitete Präsentation wird gehalten und einige Kolleg:innen fangen an, sich an bestimmten Begrifflichkeiten thematisch festzuhalten oder das Layout der Folien infrage zu stellen, obwohl viel persönliche Arbeitskraft in besagte Präsentation geflossen ist und die Aussagekraft der Inhalte der Präsentation durch die kritisierten Mängel nicht beeinträchtigt wird.


Derartige Gesprächstaktiken dienen dazu, von Fakten abzulenken und Diskussionen auf eine Ebene zu bringen, auf der Inhalte nicht mehr wichtig sind. Andere Personen werden dabei abgewertet oder eine Position wird vertreten, welche mit logischen Argumenten nicht haltbar ist. In dem Beispiel mit der Präsentation kann es auch einfach sein, dass die damit verbundene Aufmerksamkeit der Kolleg:in nicht gegönnt wird. Man kann jetzt natürlich sagen, dass man dazu lernt, weil man die eigene Deutungshoheit hinterfragen und sich bessere Argumente einfallen lassen muss. Das Problem hierbei ist allerdings, dass man quasi jedes Argument aushebeln kann und es extrem ärgerlich und zermürbend ist, seine Position permanent zu verteidigen.


Wie begegnet man solchen Taktiken?

Solche Techniken können Diskussionen so weit eskalieren lassen, dass ein kommunikativer Austausch nicht mehr möglich ist. Dies ist insbesondere zerstörerisch im Zusammenhang mit digitaler Kollaboration und Zusammenarbeit, da es in einem virtuellen Rahmen umso wichtiger ist, sich regelmäßig und konstruktiv auszutauschen.    


Eine Möglichkeit, dem zu begegnen, besteht darin, sich in Diskussionen auf Inhalte zu fokussieren, ohne sich thematisch die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Leider ist es nun aber so, dass vor allem solche destruktiven Taktiken in den seltensten Fällen auf Inhalte abzielen. Wenn man sich über so verfahrende Gesprächspartner ärgert, sollte man sich klarmachen, dass sie damit mehr Aufmerksamkeit bekommen, als sie eigentlich verdienen und das gilt ebenso für Personen mit fragwürdigen politischen Einstellungen, die sie über Kommentare auf Social Media verbreiten wollen.


Zum Ende dieses Artikels und zum Ende destruktiver Gespräche noch ein dazu passendes Zitat von Christian Drosten: „Ja, ist gut jetzt.“

Screenshot eines Tweets von Christian Drosten: "Ja, ist gut jetzt."

 

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